об архаичном стенодолихоморфе среди центральноевропейских шнурокерамиков...
Цитата
Die mitteldeutschen und die böhmisch-mährischen Schnurkeramiker
Während die westdeutschen Schnurkeramiker in anthropologischer Hinsicht bisher nur spärlich Anhalte geliefert
haben, weiß man über die mitteldeutschen und auch die böhmisch-mährischen Schnurkeramiker viel besser Bescheid.
Bereits Schliz verfügte über mehr dorther stammende Schädel als aus der westdeutschen „Ausschwärmelandschaft".
Hinzu kam früh (1908) die Serie Reches aus Schlesien und Böhmen. Da Heberer (1937, 1938, 1943)
die bis dahin bekannten und noch nicht publizierten mitteldeutschen Schnurkeramikschädel zusammengefaßt
und monographisch veröffentlicht hat — die beiden Schädel aus Buttstädt (Schliz 1910, Salier 1929) nur kursorisch
brauche ich hier die älteren Ergebnisse, mit Ausnahme einiger wesentlicher Befunde Reches, nicht im
einzelnen zu referieren. Heberer (1938) behandelte die Schädelreste und teilweise auch die Skelettrelikte von
29 weiblichen und männlichen Individuen und zwar von Erwachsenen. Davon sind zunächst drei Schädel wegzulassen:
das Kranium Stössen I (1938 Taf, II, 3 u. XIII, 3 Abb. 3 a—c), weil es zur Gruppe der Kugelamphoren
gehört; Schliz (1914 Taf. VIII) hat diesen Schädel bereits in jenem anderen kulturellen Zusammenhange veröffentlicht.
Auch gegen die Einbeziehung des Kraniums von Dürrenberg (Heberer 1936, 1938) — nach Heberer männlich,
nach H . Grimm (1957), dem auch das Becken zur Verfügung stand, weiblich — sind Bedenken erhoben
worden (Grimm); vorsichtshalber lasse ich, wie es auch schon Bach (1959/60) getan hat, dieses Prachtskranium
beiseite; und endlich eliminiere ich im Anschluß an Bach den Schädel von Peissen (Heberer 1938 Taf. II, 4), weil
er nach einem Hinweis von Neumann der Einzelgrabkultur zuzurechnen ist. Es verbleiben danach noch 26 Schädel
in der Hebererschen Serie. Von diesen haben 22 einen Zahlenwert des Längen-Breiten-Index erhalten und zwar
17 männliche und 5 weibliche. Der Mittelwert des Längen-Breiten-Index dieser Männer lautet ((71)), der der
Frauen ((73)). Die Männer streuen zwischen ((63,1)) und 77,0, die Frauen zwischen ((70,2)) und 77,1. Keine der
Frauen hat einen hyper- und ultradolichokranen Längen-Breiten-Index, hingegen 7 Männer. Ich habe soeben die
Längen-Breiten-Indizes des Mannes Oberwünsch und der Frau Spergau und die Mittelwerte in doppelte Klammern
gesetzt, das heißt, diese Indizes sind als Zahlenwert sehr ungewiß: bei den beiden Einzelschädeln wäre es genauer
gewesen, hier „etwa ultradolichomorph" oder „im Grenzbereich zwischen hyperdolichokran und dolichokran" zu
sagen. Jedenfalls habe ich bei m e i n e n Schädeln diese Markierung der zahlenmäßigen Ungewißheit angegeben
oder den verbalen Ausdruck gewählt. Prüft man daraufhin die Tabellen und Beschreibungen von Heberer durch,
so müssen von den 22 Indizes 7 in doppelte Klammern gesetzt werden, entweder weil beide Maße ungenau sind
oder eines der Maße nur auf Schätzung beruht. Von den ultra- und hyperdolichokranen Indizes sind 3 nur ganz
annäherungsweise als Zahlenwerte gültig.
Es dürfte ohne weiteres verständlich sein, daß ich mich bei einer vergleichenden Morphognose zunächst denjenigen
Schädeln Heberers zuwende, deren Längen-Breiten-Indizes ultra- bis hyperdolichokran sind. Eine Zusammenstellung
nach Heberers Angaben erbringt: O b e r w ü n s c h : Längen-Breiten-Index ((63,1)), Größte Länge (190),
„kraftvoll gebildeter Schädelbau nordischer Rasse"; aber Orbitalindex mit 76,1 fast chamaekonch; Nase „wohl
noch mittelbreit (mesorrhin)": unsicherer Nasalindex mit (53,0) chamaerrhin. W i e d e b a c h : Längen-Breiten-
Index 66,0, Größte Länge 206, „nordisch", „ e i n E x t r e m " . H a u s n e i n d o r f I: Längen-Breiten-Index
((65,9)), Größte Länge 194, „durchaus nordisch"; „Leptoprosopie ist so gut wie sicher, ebenso Meso- bis Hypsikonchie".
K o t h e n : Längen-Breiten-Index 67,7, Größte Länge 183, „nordischer Schädel, der im Bau der Nase
jedoch Einschläge breitgesichtiger Art erkennen läßt". Nasalindex mit 51,0 knapp chamaerrhin. D r o s a : Längen-
Breiten-Index ((66,0)), Größte Länge (200), zertrümmerte rechtsseitige Hälfte des Kraniums, „muß der nordischen
Rasse im engeren Sinne angehört haben". H a u s n e i n d o r f I I : Längen-Breiten-Index 68,5, Größte Länge 186,
Kalvarium (keine Abbildungen), „weitgehend hochnordisch", „fälische Komponente", Orbitalindex mit 75,6
knapp chamaekonch, Nasalindex 65,7: es „fällt die extrem breite Nase auf". K ö c h s t e d t : Längen-Breiten-
Index 68,1, Größte Länge 185, defekte Kaivaria (keine Abbildungen), „die Gestalt des Hirnschädels.. . zeigt, wie
groß die Variationsbreite innerhalb der nordischen Rasse sein kann".
Die Ausbeute, erhärtet von den Ausweisen der Abbildungen, ü b e r r a s c h t : der Schädel O b e r w ü n s ch
ähnelt im Profil des ganzen Vorderkopfes plus Gesicht unserem Leitschädel Tauberbischofsheim 1, aber bei Vorderansicht
nicht mit der Stirn und der breiten Nase. W i e d e b a c h : es ist jammerschade, daß dieser mächtige
Schädel nur eine Kalotte ist. Mit der gestreckten Oberansicht, der langrasanten Seitenkurve, der schmalengen Stirn
gehört die Hirnschale ganz dicht zu unserem Schädel Heddesheim; die hohe Hausgiebelhinteransicht mit der
Tendenz zur Zeltform kann man dicht zwischen Hattersheim und Helfta IV einordnen. Daß nach Heberer „die
Augenhöhlen . . . sicherlich hypsikonch (waren)", ist eine reine Vermutung. Für mich handelt es sich hier um eine
e x e m p l a r i s c h s t e n o d o l i c h o m o r p h e Kalotte. H a u s n e i n d o r f I, Kalotte mit Mittelgesichtsresten,
läßt sich mit der hochgeschwungenen Schädelseitenkurve und der Art der Nasenregion gut mit Helfta IV
vergleichen, aber es stören die hohen, wohl hypsikonclien Augenhöhlen. K o t h e n , es stören die deutliche
Tendenz der Oberansicht zum Fünfeck, die Hypsikonchie der Orbitae und der knapp chamaerrhine Nasalindex.
D r o s a wird nur mit einem schlechten Photo der rechtsseitigen Vorderansichtshälfte vorgestellt. Hypsikonchie
und (geschätzte) Mesorrhinie passen nicht zu meinen männlichen Kranien. Über H a u s n e i n d o r f II ist
wegen des Fehlens der Abbildung nur zu sagen, daß die knappe Chamaekonchie, die wohl an der von Heberer
vermuteten „fälischen Komponente" schuld ist, bei uns passen würde; keineswegs aber die „extrem breite Nase".
K ö c h s t e d t kann ich nicht beurteilen, weil ich ohne Abbildungen mit der oben zitierten Aussage Heberers
nichts anfangen kann.
Nach alledem wird die Suche nach Archaischen Stenodolichomorphen nur e i n m a l befriedigend belohnt: von
der Kalotte W i e d e b a c h . Ihre Besonderheit im Hebererschen Material apostrophiert der Autor selbst: „Innerhalb
der hier untersuchten schnurkeramischen Population b i l d e t der M a n n v o n W i e d e b a c h ein
E x t r e m " (gesperrt Gerhardt). Wohl finden sich noch mehrmals Formbezüge, jedoch immer gestört durch abweichende
Teilbefunde. Noch deutlicher wird dieses e i g e n a r t i g e kraniotypologische Verhalten der mitteldeutschen
Schnurkeramiker, wenn man die Abbildungen, Beschreibungen und Diagnosen aller anderen Schädel
Heberers durchgeht. Darin scheint deutlich der „hochnordische" (= also Teutonordide) Typus auf, jedoch kommen
vielfach „fälische" (= cromagnide) und andere Einschläge zur Sprache. Heberer: „Wohl treten verschiedentlich
typische nordische Gestaltungen im engeren Sinne auf, aber in den meisten Fällen gesellen sich fälische Merkmale
hinzu, so daß von einer innigen Durchdringung beider Rassen gesprochen werden kann."
Ich möchte hier nur kurz hinzufügen, daß ich diese „fälischen Merkmale" nicht in j e d e m F a l l e richtig
diagnostiziert finde. Auch glaube ich nicht, daß der Schädel von Dürrenberg „in den meisten seiner Merkmale
wohl als fälisch anzusprechen" ist. Schließlich halte ich es für äußerst gewagt, mit einer lapidaren Aneinanderfügung
zweier Adjektiva — „osteuropid (sudetisch)" — die Osteuropiden mit dem (zu Unrecht immer schlecht
behandelten) Mauerblümchen der Paläanthropologie, das heißt mit dem Reche-Typus I (1908) gleichzusetzen. Die
„Sudetische Rasse" gehört gewiß nicht zu den Cromagniden-Abkömmlingen, mithin auch nicht zu den Osteuropiden.
Ich werde mich hierzu bei passender Gelegenheit ausführlicher äußern.
Was ergeben nun die a n d e r e n Untersuchungen mitteldeutscher Schnurkeramiker?
Schliz (1908) führt zwei Schädel aus einem „Hügelgrab von G l e i n a bei Burgscheidungen (an), mit echten
schnurverzierten Gefäßen ausgestattet", die er „ h o h e K u r z s c h ä d e l " nennt und als Vertreter der „Grundform
F (Furfooz-Wahlwies)" diagnostiziert. Die Längen-Breiten-Indizes werden mit 80,0 und 80,46 angegeben,
die Schädellängen im Mittel mit 179 mm. Ich finde diese Schädel noch bei Reche (1936) erwähnt, aber nicht mehr
bei Heberer (1938). In die metrische Variabilitätstabelle der mitteldeutschen Schnurkeramiker von Bach (1959/60)
scheinen sie auch nicht eingegangen zu sein. Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich blamiere, weil mir die inzwischen
erfolgte kulturelle Eliminierung dieser Funde entgangen sein könnte, möchte ich fragen: Was ist mit diesen
Schädeln? Aber abgesehen davon: für den hier angestellten Vergleich schließen sie sich mit den hohen Indizes als
„verdächtig" aus. — Nur spärliche Angaben liegen über die schnurkeramischen Schädel von B u t t s t ä d t vor. j
Schliz (1910 Taf. IX, 23. 24) nennt zwei, einen bildet er in der rechten Seitenansicht und in der Oberansicht ab
vier angewachsen, dazu taucht in der Indextabelle
ein Schädel „Büttstedt Schnur" auf, der mit dem Schädel „Büttstedt Schnurkeramik" bei Schliz (1914 Tabelle zu
Taf. V) in der Größten Länge von 190 mm, mehreren weiteren Maßen und Indizes übereinstimmt: daß Schliz den
Längen-Breiten-Index mit 67,37 angibt, Salier mit 70,0, beruht auf einem Rechenfehler von Schliz. Dieser Schädel
| ist lepten, fast noch leptorrhin, mit dem Orbitalindex 100 extrem hypsikonch. Leider wird nicht gemeldet, ob
| dieser Schädel weiblich oder männlich ist. Mein Vergleich im Hinblick auf die Stenodolichomorphen bleibt also
offen. Salier bringt drei Längen-Breiten-Indizes: N r . 133 männlich 67,5, Nr. 134 männlich 73,6, Nr. 136 weiblich
| 65,4. Der erstere weicht mit seinem betont hypsikonchen Orbitalindex 94,6 von meiner Serie ab, die übrigen haben
| keinen Orbitalindex. Der letztere, weibliche, interessiert mich sehr, aber leider gibt Salier keine Abbildung. —
i Besonders auffällig ist der Befund der Schnurkeramiker des Gräberfeldes von S c h a f s t ä d t , Ldkrs. Merseburg.
In der ersten Veröffentlichung stellt nach H . Grimm (1958) etwa die Hälfte von zwölf Erwachsenen ausreichende
bis gute morphognostische Ausweise zur Verfügung. Zwei Männerschädel haben den Längen-Breiten-Index 71,2
und 71,4; drei Frauenschädel variieren zwischen 71,4 und 75,4. Es sind also k e i n e Hyperdolichokrane und schon
gar nicht Ultradolichokrane dabei! Prüft man die morphotypologischen Gegebenheiten, so hebt sich das maskuline
Kranium des Grabes 23 (Grimm Taf. X V I , 2) heraus: es besitzt mit 198 mm die weitaus beträchtlichste Länge
des Hirnschädels, der auch sonst durch absolute Größe in der Serie auffällt. Bezeichnenderweise meldet Grimm
Ähnlichkeiten mit dem Schädel Oberwünsch (Heberer 1938 Taf. I, 2), den ich weiter oben bereits als partiell
ähnlich mit Tauberbischofsheim 1 gefunden habe. Die Norma verticalis zeigt nach Grimm eine „ellipsoide Umrißform
«; der Längen-Breiten-Index ist mit 71,2 aber „nur" dolichokran. Das En-face-Gesicht darf als leptomorph
bezeichnet werden, die gesamte Norma frontofacialis ziemlich enghoch, dabei sind der Orbitalindex mit (75)
chamaekonch und der Nasalindex mit ((43)) betont leptorrhin. Ich möchte in diesem Manne eine deutliche A n -
n ä h e r u n g an die Archaischen Stenodolichomorphen sehen. Für alle übrigen Schädel von Schafstädt ist, soweit
ich es nach den Grimmschen Darstellungen erkennen kann, nichts davon zu merken. Insbesondere gilt für sie die
abschließende Feststellung von Grimm: im Vergleich mit den anderen mitteldeutschen Schnurkeramikern ist „die
Schafstädter Gruppe weniger dolichokran und relativ kleinwüchsig. Sie enthält Individuen, welche den g r a z i len
B a n d k e r a m i k e r n (gesperrt Gerhardt) nahestehen könnten". Einige weitere Schädel, die inzwischen
aus dem Gräberfeld Schafstädt herausgekommen sind, liefern nach den knappen Angaben von Grimm (1959) nur
e i n e n Hinweis, der wichtig sein könnte: auf Tafel 27a bildet Grimm eine matur-männliche Kalotte aus dem
Grabe 45 a ab, deren Oberansicht langelliptisch geformt ist und deren Länge mit 199 ? und deren Breite mit 136 ?
angegeben wird. Errechnet man daraus den Längen-Breiten-Index, so ergibt sich ((68)). Schade, daß von dieser
Kalotte nicht mehr abgebildet ist. In einer dritten Mitteilung über Zuwachs aus dem Friedhof Schafstädt veröffentlicht
H . Grimm (1961b Taf. 11; 12; 13) acht Schädel in je drei photographierten Normen; keines dieser
Kranien hat etwas mit den Stenodolichomorphen zu tun, zwei sehen sogar braehy-eurymorph aus! Auch hier stellt
der Autor fest, daß seine Serie stark von Heberers Reihe abweicht. Ich kann hinzufügen: s e h r stark von den
westdeutschen Schnurkeramikern. - Die Kalotte von R ä p i t z (H. Grimm 1960) ist frühadult, hochwahrscheinlich
weiblich. Die Oberansicht ist nach Grimm schmalellipsoid, der Längen-Breiten-Index lautet (65) 5 8), ist also
fast schon u 1 1 r a d o 1 i c h o k r a n . Die Größte Länge ist mit (195) mm beträchtlich. Schon dies sind auffällige
Werte. Da aber keine Abbildung vorliegt, will ich — obwohl es mich s e h r l o c k t — keinen typognostischen
Verdacht aussprechen. Nur möchte ich das Bedenken, das Grimm gegenüber der erheblichen Länge für das weibliche
Geschlecht hegt, mildern: der unbestreitbar weibliche Schädel Tauberbischofsheim 2 besitzt mit 191 mm
gleichfalls eine beträchtliche Länge. — Die Überreste des schnurkeramischen Friedhofs von G ü s t e n (H. Grimm
1961 a) sind für den hier angestellten Vergleich wegen schlechter Erhaltung nicht geeignet. — Die menschlichen
Uberreste des schnurkeramischen Grabhügels von D o r n b u r g, Ldkrs. Jena (Bach 1963), haben erbracht: die
Skelette 1 a und 1 b fanden sich „im Innenraum des Steinhügels in einer zweiräumigen hölzernen Totenbehausung",
worin sie verbrannt werden sollten und als teilweise verkohlte Reste übriggeblieben sind. Vom männlichkräftigen,
wohl frühmaturen Skelettindividuum 1 a ist das meiste des Hirnschädels, wenn auch, mit Ausnahme
des auffallend intakten Oberkiefers, arg zerscherbt und partiell sehr deformiert, erhalten geblieben. Bach meint,
„daß wahrscheinlich ein m e s o k e p h a 1 e r (gesperrt Gerhardt) Schädel vorliegt, der offenbar nicht sehr hoch
war". Fluchtstirn, sehr stark vorragendes Nasenbeinprofil. Im Hinblick auf den sonstigen Zustand des Schädels
sind weitere typognostische Versuche wohl Überforderungen. Die Schädelscherben des Individuums 1 b, möglicherweise
weiblich, erlaubten nur, ein größeres hinteres Hirnschalenfragment zusammenzufügen. „Vermutlich handelt
es sich um einen nicht allzu breiten, aber langen Schädel, mit einem sehr ausgeprägten Relief". — Skelett 2 aus
einem eigenen Hockergrabe erbrachte neben Körperskelettresten die Hirnschale mit den ansetzbaren Jochbeinen
und zwei großen Fragmenten des Unterkiefers (Bach 1963 Abb. 10-13). Weibliches Geschlecht, Größte Länge
175 mm, Größte Breite 139 mm; der Längen-Breiten-Index ist mit 79,4 hochmesokran, der Längen-Ohr-Bregma-
Höhen-Index erbringt mit 66,8 Hypsikranie, der Breiten-Ohr-Bregma-Höhen-Index ist mit 84,2 metriokran.
Oberansicht breit-ovoid. Offenbar sehr kleines Gesicht, niedrige Orbitae; Körperhöhe nach Pearson 154,4 cm.
58) Von mir aus den Werten von Grimm berechnet.
Es besteht keine ersichtliche Formenbeziehung zu dem Weiberschädel Tauberbischofsheim 2; mit Swebenheim
nur in der Umrißform der Seitenansicht, sonst keine weitere Ähnlichkeit. Hingegen zeigt sich in der Bogigkeit der
Kurven und der Weichheit der Prägungen eine merkliche Annäherung an Hochstätt. Jedenfalls gehört dieser
Schädel aus Grab 2 keiner Archaischen Stenodolichomorphen. — Das Kranium des männlich-frühmaturen Hockers
von W e c h m a r (Bach 1962/63 Taf. X I X , 1—4) l ä ß t a u f m e r k e n : dieser große, 202 mm lange, mit dem
Längen-Breiten-Index (67,8) hyperdolichokrane, mit dem Längen-Ohr-Bregma-Höhen-Index 60,4 orthokrane,
mit dem (von mir berechneten) Breiten-Ohr-Bregma-Höhen-Index (90) akrokrane, in der Oberansicht langelliptische,
phänozyge, fluchtstirnige, ungeheuer unterstirnbewehrte (Broca V—VI), rasant profilierte Hirnschädel,
dessen Hinteransicht trotz einiger Verziehungen die schmalhohe Hausgiebelform mit Zelttendenz erkennen läßt,
e r i n n e r t a u f f ä l l i g an meine Stenodolichomorphen Männer. Auch die gemeldete Robustheit der Femora
und die Körpergröße von 174,7 cm passen gut (S. 90). Vom Gesicht jedoch paßt nur die Chamaekonchie, sonst
n i c h t s m e h r : das Profil ist steil-vertikal, eindrucksmäßig ist das Gesicht niedrig-breit, nach dem nur sehr
annäherungsweise zu ermittelnden Gesichtsindex mit dem Werte ((76,1)) h y p e r e u r y p r o s o p . Nach Bach
ist dieses Ungetüm „vorwiegend cromagnid-dalofaelid", in der Höhe des Hirnschädels vermutet der Autor einen
„teutonordiden Einschlag". Angesichts der Archaischen Stenodolichomorphen jedoch möchte ich diese Diagnose
modifizieren: im Hirnschädel herrschen der Wuchsstil und die Prägungsweise der Archaischen Stenodolichomorphen
vor, im Gesicht mag ein cromagnid zu nennendes Erbe als beherrschend angesehen werden. Ich möchte
hierzu eine Bemerkung Bachs zitieren, die nunmehr eine — vom Autor noch nicht gemeinte — besondere Bedeutung
erhalten könnte: es „wäre damit zu rechnen, daß unser Schnurkeramiker kein bei Wechmar ,Einheimischer',
sondern ein ,Fremder' war".
Diesem mühsam elixierten Befund der mitteldeutschen Schnurkeramiker sei nun der kraniotypologische Ausweis
der von Reche (1908) publizierten Schnurkeramikerserie aus Schlesien/Böhmen/Mähren gegenübergestellt. Wenn
man die Kinder und Jugendlichen wegläßt, also nur die Ausgewachsenen berücksichtigt, umfaßt diese Reihe 38
Schädel (30 männliche, 8 weibliche), für die ein Längen-Breiten-Index angegeben worden ist. Einige dieser Indizes
sind unsicher, mehrere hat Reche dadurch gewonnen, daß er für einen nicht feststellbaren Index den ihm nächstähnlich
erscheinenden eines anderen meßbaren Schädels eingesetzt hat. Dieses Vorgehen mag den Entwurf einer
großzügigen Überschau nicht sonderlich behelligen, für eine spezielle Typenanalyse, die sozusagen dicht am Material
bleiben muß, ist es so bedenklich, daß ich diese übertragenen Indizes hier weglasse. Es sind dann 32 Schädel
(24 männliche, 8 weibliche), die maskulinen variieren im Längen-Breiten-Index von 65,7 bis 74,3, die weiblichen
von 70,8 bis 78,4. Gehe ich wieder so vor wie bei der Prüfung der Mitteldeutschen, indem ich vorzugsweise diejenigen
Schädel beachte, deren Längen-Breiten-Index unter 70,0 liegt, dann zeigt sich: es ist kein als sicher weiblich
bezeichneter Schädel dabei, hingegen haben von den 24 Männern nicht weniger als 15 einen h y p e r d o l i c h o k
r a n e n Längen-Breiten-Index zwischen 65,7 und 68,8. Bei 2 Männerschädeln ist die Geschlechtsbestimmung
unsicher, sie haben den Längen-Breiten-Index 68,1 und 68,3: es ist immerhin möglich, daß diese Schädel weiblich
wären; der erstere hat eine Größte Länge von 185 mm, der letztere von 186 mm, also r e l a t i v geringe Werte59).
Von den 15 Schädeln liegen 5 Gesichtsindizes vor: einer ist mit 84,2 schwach euryprosop, die übrigen sind leptobis
hyperleptoprosop. 10 Obergesichtsindizes ergeben: der Euryprosope ist auch euryen, die anderen sind mesen
und lepten (3). 11 Orbitalindizes zeigen bei einer Variation von 70,0 bis 85,4 nur 3 chamaekonche, dann 7 mesokonche,
lmal Hypsikonchie (85,4). 12 Nasenindizes zeigen 8 leptorrhine, 1 mesorrhinen, 2 chamaerrhine, 1 hyperchamaerrhinen
(beim Euryprosopen). Die drei Chamaekonchen haben folgende Kombinationen: mesen, chamaerrhin;
„Gesicht hoch und schmal", leptorrhin; mesen, leptorrhin.
Es ist mir natürlich klar, daß diese lediglich die metrischen Befunde sondierende Prüfung nur einen zweifelhaften
und geringen Hinweiswert auf die tatsächlichen morphotypologischen Gegebenheiten haben kann. So bedeutet
die geringe Anzahl chamaekoncher Orbitalindizes noch lange nicht, daß Stenodolichomorphe (nach der strengen
Definition) entsprechend wenig unter den Hyperdolichokranen vertreten sind; überdies fehlen ja von vier Individuen
die Orbitalindizes. Viel wesentlicher ist die Prüfung nach morphognostischen Gesichtspunkten. Leider aber
ist das Bildmaterial bei Reche allzu sparsam; zudem hat Reche, was oft schon als merkwürdig empfunden worden
ist, zur bildmäßigen Darbietung seines Typus II für vier Normen drei verschiedene Schädel bemüht. Prüft man
nun diese Leitschädel, so ergibt sich: Vorder- und Oberansicht liefert der Schädel N r . 62 (Reche) Groß-Tschernosek
12770, er ist männlich/matur, mit dem Längen-Breiten-Index 73,2 dolichokran, leptoprosop, hochmesen,
betont leptorrhin, chamaekonch; die Seitenansicht vertritt das Kranium N r . 30 (seitenvertauscht) Sullowitz 13410,
männlich/matur, hyperdolichokran, mesen, betont leptorrhin, mesokonch (77,5); die Hinteransicht stammt von
Nr. 21 Gleinitz Grab 5 — einem A u n j e t i t z e r ! —, männlich/adult, hyperdolichokran, Gesicht „sehr hoch
und schmal", extrem leptorrhin, angeblich ausgesprochen hypsikonch. Schade, daß Reche nicht das Kranium Nr.30
in allen Normen abgebildet hat: die Seitenansicht ist geradezu exklusiv kennzeichnend für meine Archaischen
Stenodolichomorphen und hat sogar den urtümlich breiten großen Unterkieferast. Die großformige Modellierung
erinnert, wie bereits bei Wiesbaden-Mos., an Plastiken des Bildners Geiser (S. 62). Auch die in der Textngur 6
5fl) Zum Vergleich: Swebenheim 187 mm, Tauberbischofsheim 2 191 mm.
gebrachte Seitenansicht der zweifach trepanierten Kalotte Nr. 37 Bilin 12385, Längen-Breiten-Index (68), paßt
mit ihrer klobigen Unterstirnbewehrung und der rasanten Sagittallinie bestens zu meinem Typus. Vollends paßt
hierzu die Beschreibung, die Reche von seinem Typus II gibt; nur auf ein w e s e n t l i c h e s T y p u s i n d iz
geht Reche n i c h t e i n : die O r b i t a f o r m . Die von ihm ausdrücklich zum Typus II gerechneten Schädel
haben denn auch niedrige, mittelhohe und hohe Augenhöhlen. So konnte es gar nicht anders kommen, als daß
Reche den Typus II „ m i t d e r n o r d e u r o p ä i s c h e n R a s s e i d e n t i s c h " (Sperrung Reche) finden
mußte. Die typogenetische Besonderheit — im Ganzen wie im Detail — der Archaischen Stenodolichomorphen
hat er damit überspielt. Natürlich ist ihm für die damalige Zeit deswegen kein Vorwurf zu machen. Später aber
definiert Reche (so 1936) seinen Typus II als „Nordische Rasse im weiteren Sinne, also einschließlich Abarten",
wobei er die „fälische Rasse", einen klaren Cromagniden-Abkömmling, nur als „Abart" oder gar als bloßen „Schlag"
ansieht, was ganz und gar nicht angeht. Im Banne seiner Konzeption passiert denn auch Reche (1936 Abb. 74 a—c)
die Fehldiagnose, ein in drei Normen abgebildetes, keinesfalls cromagnides Kalvarium von Groß-Tschernosek mit
zur Niedrigkeit tendierenden Augenhöhlen „ohne Zweifel etwas Rausches4" nachzusagen. Wie dem auch sei:
die Schädelserie, die Reche vorlegt, liefert, wenn man die Publikation des Autors durchprüft, genug starke Indizien
dafür, daß hier die Archaischen Stenodolichomorphen einen b e d e u t e n d e n , wenn nicht b e h e r r s c h e n den
A n t e i l bilden. Die Eigenartigkeit dieser Schädelgruppe Reches hat bekanntlich bereits Scheidt (1924) zur
Aussonderung einer „ostdeutschen Langschädelform", die sich sehr stark mit meinen Stenodolichomorphen überschneidet,
veranlaßt.
пример стенодолихоморфного шнуровика из юго-западной Германии.